30 Jahre Dienstende der Baureihe 117 bei der DB
Mit einem schönen Beitrag erinnerte Klaus Ratzinger vor einigen Tagen an das Ende der 117 in Augsburg. Das war zum Ende des Winterfahrplans 77/78, genau heute vor 30 Jahren am 27.05.78. Damit quittierte nur kurze Zeit nach der 116 eine weitere Altbau-Ellok Baureihe den Dienst bei der Deutschen Bundesbahn.
Der Jahrestag und die Vorlage von Klaus R. haben mich dazu veranlasst, ebenfalls einige Bilder von der BR 117 zu scannen und hier zu präsentieren. Dabei ergeht es mir ähnlich wie Klaus: Besonders toll fand ich die BR 117 eigentlich nicht, aber mit ihren Vorbauten und den zerklüfteten Seitenwänden mit den vielen Lüftungsgittern sah sie halt recht altertümlich aus.
Technikgeschichtlich ist die E17 in sofern von Bedeutung, als dass mit ihr erstmals der Federtopf-Antrieb in Serie bei einer elektrischen Schnellzuglokomotive eingesetzt wurde, und das mit großem Erfolg.
Diese Form der Drehmomentübertragung, nach dem verantwortlichen Ingenieur bei der Firma AEG auch als "AEG-Kleinow-Federtopf-Antrieb" bezeichnet, geht auf eine Entwicklung des US-amerikanischen E-Konzerns Westinghouse zurück, die von der AEG weiter getrieben und optimiert wurde. Neben dem etwa gleichzeitig entstandenen Buchli-Antrieb stand damit eine weitere Antriebs-Variante für schnellfahrende elektrische Triebfahrzeuge zur Verfügung, die sich letztlich als die wirtschaftlichere und vor allem für höchste Leistungen und Geschwindigkeiten geeignetere erweisen sollte. Die Entwicklungslinie reicht von den Probeloks E21.0 über die E17, E04 und E18 bis hin zur 180 km/h schnellen E19.0.
Damit genug der historischen Hintergründe; wenden wir uns den Bildern zu.
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Bild 01 |
Das erste brauchbare Bild, das ich von einer E17 machen konnte, entstand am 29.08.66 im Bw Nürnberg Hbf, wo E17 121 (die ehemalige E17 17) vor einer grünen E18 auf ihre Rückleistung nach Augsburg/München wartet. |
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Bild 02 |
Und noch eine E17 mit alter Nummer: Am 05.09.67 präsentiert sich die Stuttgarter E17 109 in ihrem Heimat-Bw dem Fotografen. Wie die E17 121 auf dem Bild vorher besitzt auch sie noch die schönen alten (großen) Frontlampen. |
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Bild 03 |
Mit dem dritten Bild sind wir im Bw Augsburg angekommen, wo ab 12.67 alle 26 bei der DB verbliebenen Loks der Baureihe E17 / 117 beheimatet waren. Soeben bricht 117 112 zu ihrem nächsten Einsatz auf, der am 16.07.77 allerdings nur in einer simplen Personenzugleistung besteht, da die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h für höherwertige Züge nicht mehr zeitgemäß war. |
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Bild 04 |
Haupteinsatzgebiet der letzten Betriebsjahre war die Strecke von Augsburg nach Donauwörth. Dort wartet am 22.09.76 117 116 mit P 3115 auf die Rückfahrt nach Augsburg. |
Die Lok gehört zu den 4 Maschinen, die Anfang der 60er Jahre in einem begrenzten Rahmen modernisiert wurden, erkennbar an dem Neubau-Stromabnehmer DBS 54.
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Bild 05 |
Die Strecke Augsburg - Donauwörth ist ausgesprochen günstig trassiert, flach und gerade, und gehörte damit zu den ersten Altbaustrecken im Netz der DB, die planmäßig mit 200 km/h befahren wurden. Auf dieser "Rennstrecke" mussten die 117 selbst vor einfachen Personenzügen ihre Höchstgeschwindigkeit ausfahren. Das war bei den 117ern durchaus auch ein akustisches Erlebnis, wie hier bei 117 105, die bei Langweid (Lech) laut heulend mit P 5017 in Richtung Süden vorbeizieht. Im Hintergrund einer der für diese Strecke typischen Straßenüberführungen. |
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Bild 06 |
Zuletzt vergleichsweise selten wurde die Strecke München - Ingolstadt - Treuchtlingen befahren, die im oberen Teil durch das schöne Altmühltal führt. Vor der bekannten Felsenkulisse bei Dollnstein sehen wir 117 110 am 22.09.76 mit P 4264 auf dem Weg nach Treuchtlingen. |
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Bild 07 |
Da es sich bei 117 110 um das Baumuster der Anfang der 60er Jahre geplanten, sehr weitgehenden Generalüberholung aller Loks der Baureihe E17 handelte, fuhren wir dem Zug hinterher, um die Lok noch einmal in Treuchtlingen in ganzer Schönheit vor die Linse zu kriegen. Äußerlich fällt natürlich vor allem der Ersatz der drei kleinen Frontfenster durch zwei neue, gummigefasste Scheiben auf - die Geschmacksfrage möchte ich hier nicht diskutieren. Wesentlich wichtiger (und teurer) waren dagegen die inneren Werte der Totalsanierung, die u.a. in einer kompletten Neuverkabelung und dem Einbau zahlreicher Bauteile aus dem Einheits-Ellok-Programm bestanden. Die damit verbundenen Kosten waren allerdings so hoch, dass nur noch bei vier weiteren Maschinen - 117 111, 114, 116 und 121 - eine abgespeckte Teilsanierung durchgeführt und das Programm dann abgebrochen wurde. |
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Bild 08 |
Die rötlichen Sandsteinviadukte sind typisch für die Strecke von Treuchtlingen nach Nürnberg. Am 22.09.76 hatten wir uns das Viadukt bei Pleinfeld vorgenommen, über das soeben 117 115 mit P 4269 gen Nürnberg rauscht. Ich zeige das Bild trotz einiger handwerklicher Mängel, da Aufnahmen nördlich von Treuchtlingen nicht so häufig zu sehen sind. Heute könnte ich mich natürlich sonst wo hin beißen, dass ich die Kamera so hoch gehalten habe, aber so ist wenigstens die Wolkenbildung perfekt dokumentiert ;-(( Sorry, nobody is perfect. |
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Bild 09 |
Dank der vom Eisenbahnclub München herausgegebenen Broschüre "Altbau-E-Lok bespannte Reisezüge der DB" war bekannt, dass die 117 planmäßig auch vor Güterzügen eingesetzt wurden. Und so waren wir am 25.09.76 in Gablingen zur Stelle, als 117 122 mit Ng 63634 ihr dortiges Ziel erreichte. Wenn man sich diesen kapitalen Güterzug anschaut, stellt sich unwillkürlich die Frage, wer oder was in einem Kaff wie Gablingen wohl für solch ein Frachtaufkommen sorgte? |
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Bild 10 |
Drei Tage vorher, am 22.09.76, hatte 117 108 die Aufgabe, den Nahgüterzug nach Gablingen zu bespannen. Die Streckenaufnahme des an diesem Tag recht kurzen Zuges ist ziemlich nichtssagend, zumal morgens noch leichter Dunst über dem Donauried lag. Aber nach dem Abkuppeln ergab sich in Gablingen noch ein schönes Motiv vor dem alten Güterschuppen. |
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Bild 11 |
Ein weiterer Exot unter den 117 war 117 114, eine der teilsanierten Loks, die in ihren letzten Betriebjahren hinten (Fü2) mit einem DBS54 mit Wanischwippe ausgerüstet war. Selbstredend handelt es sich hier nicht etwa um eine Versuchsausführung, sondern das Abfahren eines alt-brauchbaren SA's ex 103/112. Diesen SA hat sie am Draht, als sie sich am 13.07.77 mit P 5013 von Donauwörth aus auf den Weg nach Augsburg macht. |
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Bild 12 |
Bei Mertingen entstand am 16.07.77 das Bild 117 122, die sich hier mit P 5007 dynamisch in die Kurve legt. |
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Bild 13 |
Am frühen Samstagmorgen waren die Straßen noch frei und so wurde unverzüglich die Zugverfolgung aufgenommen. Auch ohne Formel-1 Fahrkünste wurde P 5007 mühelos wieder eingeholt und ein weiteres Mal bei Westenheim "gestellt". 117 122 wurde übrigens ursprünglich als E17 18 geliefert und erst nach ihrer Umstationierung nach Schlesien in E17 122 umgezeichnet. |
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Bild 14 |
Auch der nächste Personenzug nach Augsburg, P 5013, war mit einer 117 bespannt. Dafür ging es zurück nach Mertingen, wo sich 300m weiter als bei Bild 11 das folgendes Motiv bot: Zuglok ist 117 106, Datum immer noch der 16.07.77. |
Damit möchte ich meinen kleinen Bildbericht über die Baureihe E17 / 117 beenden. Vielleicht gibt's ja noch ein paar andere Aufnahmen zu sehen - schließlich machten zu dieser Zeit doch auch bereits etliche andere Altbau-Ellok-Fans Jagd auf diese urigen Maschinen.
Schönen Tag noch,
Ulrich B.