Altbau Elloks im Revier - Die Heuwender der Baureihe 191
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 31.08.2004

Als Entschädigung für die Einführung der neuen EDV-Nummern wollte die DB im Jahr 1968 den westdeutschen Eisenbahnfreunden einmal was richtig Gutes tun: Deshalb wurden die 104 nach Osnabrück, die 119 nach Hagen Eck und ein gutes Dutzend 191 nach Oberhausen Osterfeld Süd stationiert. Wie nicht anders zu erwarten, waren auch die Werkstätten und der Betriebsdienst der übernehmenden Bw's hellauf begeistert darüber, mal was anderes als dieses ewige Einheits-Ellok-Einerlei unter den Fingern zu haben. Besonders Osterfeld konnte sich darüber freuen, unter seinen 13 Loks gleich alle 3 Unterbaureihen zu haben – aber keine falsche Bescheidenheit, bei DEN alten Schätzchen war sowieso jede Lok anders. Endlich wieder Länderbahnloks im Revier! Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 55 km/h konnte man rückwärts sogar schneller fahren als mit der preußischen G8.1 / 55.25 (die konnte vorwärts auch 55 km/h, rückwärts aber nur 50 km/h).

Nur die Eisenbahnfreunde haben's leider total vermasselt und sind lieber den letzten Dampfern hinterher gerannt. Da war die DB aber schon ein bißchen vergrätzt. Und so mußte Nürnberg seine Edelhirsche wieder zurücknehmen, die 191 wurden bis auf 191 002, die in ihre bayrische Heimat zurückkehren durfte, schon nach kurzer Zeit ausgemustert, und nur die 104 blieben noch ein paar Jahre in Osnabrück - waren die Eisenbahnfreunde da netter? Vielleicht kann Rolf K. ja mal was dazu sagen --))

Zugegeben, auch ich habe nicht alles gemacht, was möglich gewesen wäre, fuhren die Loks doch direkt vor meiner Haustür. Aber immerhin, zu ein paar Aufnahmen hat's gereicht und davon will ich gerne einige zeigen.

Bild 01 

191 002 repräsentiert die bayrische Ausführung der E91 (E91 01 - 20). Erkennungsmerkmal ist das kleine mittlere Frontfenster. Am 29.09.70 kehrt sie von einem Einsatz in ihr Heimat-Bw Oberhausen Osterfeld Süd zurück.

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Bild 02 

Von der preußischen Variante (E91 81 - 94) habe ich in Osterfeld leider nur die 191 089 als abgestellte Lok vor die Linse gekriegt. Die sparsamen Preußen hatten sich das Fenster in der Fronttür gespart. Unerklärlicherweise blieb das auch so bei der Entfernung der Tür im Zuge der Rekonstruktion in den 1960er Jahren. 29.09.70.

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Bild 03 

Dritte Variante waren die DRG-Nachbauten E91 95 - 106, von denen wir hier die 191 097, ebenfalls am 29.09.70 im Bw Osterfeld sehen. Diese Loks besaßen von Anfang an keine Fronttür und nach der Rekonstruktion drei gleich große Frontfenster. Außerdem waren sie gut daran zu erkennen, daß die Lüftungsgitter nur im oberen Teil der Seitenwand angeordnet sind.

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Bild 04 

Eigentlicher Einsatzschwerpunkt war Wanne (-Eickel). Vor der südlichen Einfahrt in den Rechteckschuppen steht 191 008 am 06.05.70. Da der Fahrdraht vor dem Schuppen endete, fuhren die Loks mit Schwung hinein und mussten dann mit Fremdhilfe wieder aus dem Schuppen gezogen werden.

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Bild 05 

Am 06.10.71 ist 191 001 im Anrollen begriffen, der hintere Stromabnehmer ist schon unten, der vordere senkt sich gerade. Wie man sieht, wird das Bw Wanne damals noch von den Dampfloks dominiert.

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Bild 06 

Neben der Drehscheibe war ein beliebter Abstellplatz für die 191. Am 15.10.71 ruht sich dort 191 018 aus und harrt der Dinge, die da kommen mögen – Planleistungen gab's fast keine. Im Hintergrund steht 191 001.

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Bild 07 

Nicht von schlechten Eltern war Ng19394, den 191 009 am 06.10.71 in Recklinghausen Süd übernommen hat. Bis zu 2000 t Züge soll die 191 im Revier an den Haken genommen haben. Wieder ein Beispiel dafür, dass im Güterzugdienst in erster Linie Zugkraft zählt und da sind 6-achser nun mal grundsätzlich im Vorteil.

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Bild 08 

Eine der ganz wenigen halbwegs sicheren Leistungen war der Ng17949 von Wanne nach Bochum Nord. Am 22.03.72 sehen wir ihn mit 191 018 bei Bochum Graetz (heute Bochum Nokia).

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Bild 09 

Nur wenige Meter weiter und einen Tag vorher entstand die Seitenansicht dieser skurilen 3-teiligen Gelenklok. Wieder ist es 191 018 mit Ng17949, die sich die Strecke mit 044, 050 und 141 mit 3-Achs-Umbauwagen und Bylf-Steuerwagen teilt.

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Bild 10 

Und weil's so schön ist, noch ein drittes Mal der Ng17949. Wie gewohnt mit 191 018, noch einen Tag vorher am 20.03.72 im Rbf Bochum Riemke, Südausfahrt.

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Bild 11 

So weit weg von zu Hause traute sie sich selten. Am 24.05.72 hat 191 018 den Ng18813 nach Witten gebracht. Auch dieser Zug ist von ganz beachtlicher Länge. Schade, daß das Wetter nicht so richtig mitspielen wollte. Man darf heute gar nicht daran denken, daß der Zug auf seinem Weg die bekannten Stellen in Bo.Präsident, den Förderturm und die Signalbrücke auf der Nordbahn und die Kurve bei Langendreer passiert hat.

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Mehr Aufnahmen von Altbauelleoks im Revier, auch 104 und 119, gibt's später auf meiner Homepage.

Und die Moral von der Geschicht'? Wenn die DB(AG) noch einmal ein paar Oldies auf die Tour de Ruhr schickt:
Knipse raus und ran an die Strecke. Sonst ist es vielleicht schneller vorbei, als gedacht.

Schönen Abend noch
Ulrich B.

PS: Die ersten Aufnahmen vom "heiligen ET" auf der S9 Essen - Wuppertal hab‘ ich bereits im Kasten.

Liebe HiFo-Freunde,

die breite Zustimmung zu meinem Beitrag über die 191 im Revier und das vielfache Lob machen mich glücklich und beschämt zugleich. Herzlichen Dank dafür an alle. Ich empfinde das als Verpflichtung, mich auch weiterhin aktiv hier in diesem schönen Forum zu beteiligen.

So schnell kann ich natürlich keinen neuen Beitrag aus dem Hut zaubern. Deshalb hier als kleine Zugabe zwei Bilder, die ich bereits in Reserve hatte und die zum Thema passen, und zwar von den beiden anderen der drei angesprochenen Baureihen.

Bild 12 

Die E04 hat sich ja bekanntlich noch lange in Osnabrück gehalten und war hauptsächlich auf den Strecken von Münster aus ins Ruhrgebiet unterwegs. Hier unterquert 104 022 mit P3370 am 07.10.71 bei Recklinghausen-Hochlarmark die Autobahn A43. Zwei Aufnahmen vorher hatte ich noch eine 191 im Rbf Recklinghausen Süd fotografiert.

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Bild 13 

Das zweite Bild zeigt E19 01 als Vorspann vor 141 074 in Wuppertal Oberbarmen am 10.04.68. D81 wurde ca. 2 Monate lang für Schulungsfahrten genutzt, wobei die planmäßige 141 als "Angstlok" stets aktiv mitlief.

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Schönen Abend noch,
Ulrich B.