Karsamstag 1968 – mit 41 352 nach Trier und Ausflug nach Karthaus
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 31.03.2018

Schon seit den 1960er Jahren veranstaltet der Freundeskreis Eisenbahn Köln (FEK) alljährlich am Samstag vor Ostern eine Sonderfahrt, die sich in der Bundeszeit nicht nur durch interessante Bespannungen, sondern stets auch durch einen besonderen Wagenpark auszeichnete.

Ostern 1968 fiel der Karsamstag auf den 13.April, also deutlich später im Jahr als aktuell. Die Fahrt führte von Köln aus über die Eifelstrecke nach Trier, wo eine mehrstündige Pause eingelegt wurde. Dann ging es weiter über die Moselstecke nach Koblenz und zurück nach Köln. Als Zuglok war 41 352 eingeteilt, also eine Altbau-Kessel 41, die damals schon rar wurden. Das eigentlich Besondere aber waren die Wagen: neben dem üblichen Gesellschaftswagen vier Doppelstockwagen aus der Frühzeit der DB; die drei kurzen 22.4m Wagen von 1950, und ein langer 26.4m Wagen von 1951. Damit waren vier von überhaupt nur sechs gebauten Wagen dieser Art im Zug. Leider habe ich damals diesen Wagen keine Aufmerksamkeit geschenkt, da ich als Hobby-Einsteiger noch zu sehr auf die Lokomotiven fixiert war.

Bild 01 

Der erste Fotohalt war in Kall, wo der Zug mit 41 352 vom Bw Köln-Eifeltor ausgiebig abgelichtet werden konnte. Licht und Stangenstellung waren perfekt und genügend Zeit, um auch Fotos ohne Leute vorm Zug hinzukriegen. Und leider auch schon das einzige Bild, auf dem der komplette Zug mit seinen Doppelstockwagen zu sehen ist.

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Bild 02 

Es reichte sogar für ein paar Farbfotos mit meiner alten Kamera, die aber dank nicht abschaltbarer Belichtungsautomatik nur Fehlbelichtungen produzierte. Das Dia lagerte deshalb fast 40 Jahre in der Schrottkiste, bevor es mit den heutigen Mitteln der elektronischen Bildbearbeitung wiederbelebt werden konnte.

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Bild 03 

In Blankenheim Wald gab es einen Kreuzungshalt auf der ab Kall eingleisigen Eifelstrecke, der natürlich auch für weitere Fotos genutzt wurde. Allerdings drängte sich die Meute hier so nah vor der Lok, dass nur eine formatfüllende Aufnahme ohne Zug möglich war.

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Zeit für die Durchsetzung eines "geordneten Rückschritts" gab es aber nicht, da der kreuzende Zug aus Trier unüberhörbar im Anrollen begriffen war.

Bild 04 

Bespannt war dieser Zug, der E555, mit der Trierer 01 081, einer 01 mit Teilschürze, die nur 10 Monate später (am 17.02.69) als Hofer Maschine in einen tragischen Unfall bei Ullersricht verwickelt war, der zu ihrer vorzeitigen Ausmusterung führte.

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Tja, und obwohl sich auf der Wiese hinter dem Zaun eine größere Zahl von Fotografen aufgebaut hatte, sprang im letzten Moment, unmittelbar vor dem anrollenden Zug, noch ein rücksichtsloser Zeitgenosse ins Bild. Situationen wie diese waren es, die mir recht bald die Lust am Mitfahren in einem Sonderzug verdarben. Da kam man als Auto-Verfolger zu deutlich besseren Fotos.

Bild 05 

Wenigsten bei der Ausfahrt des E555 gab es dann noch ein ordentliches Bild von 01 081 in Blankenheim Wald.
Jetzt hieß es aber schleunigst zurück in den Sonderzug, der bereits mit den Hufen scharrte. Aber no risk, no fun.

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Im Zug hatte sich auf der Fahrt eine Gruppe gebildet, die die Pause in Trier für einen Kurztrip nach Karthaus nutzen wollte, wo angeblich noch eine 42er Kriegsloks stehen sollte. Na, das war doch auch etwas für mich und meine Wuppertaler Freunde.

Von den zahlreichen Schrottloks, die in Karthaus am 13.04.68 auf den Film kamen, möchte ich aber hier nur eine kleine Auswahl zeigen – das Thema hatten wir ja auch schon des Öfteren hier im HiFo, wie z.B. der Beitrag Tote Pferde, Lokfriedhöfe von Reinhard Gumbert (leider inzwischen ohne Bilder).

Bild 06 

Den Anfang soll die Mischvorwärmer-Lok 01 112 machen, die sich in einem insgesamt recht vollständigen Zustand präsentierte.

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Bild 07 

Da sah die Heizlok Saarbrücken 7005 ex 42 741 schon deutlich gerupfter aus.

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Bild 08 

Noch heftig hatte es diese 52er erwischt, der bereits der letzte Treibradsatz abhandengekommen war. Am Führerhaus ist noch zu lesen: Heizlok Mainz ... und Bw Worms. Aber welche Heizloknummer sich dahinter verbirgt, ist (mir) nicht bekannt. Auf jeden Fall soll es sich aber um die frühere 52 2024 handeln.

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Bild 09 

Auch wenn auf dem Foto keine Nummer lesbar ist – bei dieser T14.1 handelt es sich nach gängiger Experten-Meinung um die Stolberger 93 1043.

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Bild 10 

Eine "schöne Mikado" hatten wir ja vor unserem Sonderzug. Die hier, 41 187 vom Bw Hannover Hgbf, hat ihre Betriebszeit bereits beendet und wartet nun auf den Schneidbrenner.

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41 187 zierte übrigens einst ein Werkfoto der Firma Esslingen, was es hier schon einmal im HiFo zu sehen gab.
Lieber wäre mir allerdings eine Betriebsaufnahme der Lok zur Bundesbahnzeit gewesen. Das ist aber bisher nur meinem Studienkollegen Klaus Groß gelungen – siehe seinen HiFo-Beitrag vom 12.12.14, Bild 1.7.

Bild 11 

Zum Abschluss des Schrottlok-Reigens noch eine P8, die durch ihren Tender ein seltsames Erscheinungsbild bot:
Mit einem dreiachsigen Tender 3T16,5pr (?) ist die Tübinger 38 2636 aber sicher nie im Einsatz gewesen.

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Damit genug der traurigen Schrottlok-Bilder und zurück zum aktiven Eisenbahnbetrieb.

Bild 12 

Gerade nach Trier zurückgekehrt, machte sich dort 01 235, die ehemalige 02 010, mit dem P1860 auf den Weg nach Saarbrücken.

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Bild 13 

Und kurz vor der Weiterfahrt des Sonderzuges gab sich die nächste 01 die Ehre, für die jetzt auch wieder die Diakamera zum Einsatz kam:
01 123 im Bahnhofsvorfeld von Trier Hbf, eingerahmt von etlichen Lichtsignalen, die auf mich heute fast so nostalgisch wirken, wie Formsignale.

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Bild 14 

Auf dem gesamten Rückweg kam das Licht jetzt stets mehr oder weniger spitz von hinten, so dass weitere Fotohalte nicht mehr sinnvoll waren. Lediglich in Cochem ergab sich noch einmal eine Foto-Möglichkeit, die für eine Aufnahme Lok von hinten genutzt wurde.

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Bild 15 

Zum Glück war ausreichend Platz vorhanden, um quasi aus dem Bw heraus auch eine Seitenansicht zu umzusetzen.

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Bild 16 

Während sich (fast) alle Fotografen um die 41er scharten, schlich ich mich kurz ein wenig nach hinten, um auch den VT24 619 bei Restlicht auf den Film zu bannen.
Der Triebzug befindet sich hier übrigens noch ganz im Lieferzustand mit Front-Übergangstür und Stahlfeder-Drehgestellen. Im Laufe des Jahres wurde er auf Luftfederung umgebaut und erhielt deshalb die neue Nummer 634 619.

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Nach meinen eigenen Bildern möchte ich noch zwei weitere von meinem Freund Herbert S. anfügen, der bei der Sonderfahrt am Karsamstag '68 ebenfalls mit von der Partie war. Anders als ich nutzte er die Pause in Trier dazu, dem Bw einen kurzen Besuch abzustatten. Aber anscheinend war dort nicht allzu viel los, denn es kamen nur ganze drei Aufnahmen auf den Film.

Bild 17 

Da ist zunächst die 01 235, die hier im Bw Trier auf ihren nächsten Einsatz vorbereitet wurde, den ich selbst ja so gerade noch im Bahnhof erleben konnte (siehe Bild 12).

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Bild 18 

Sodann noch eine sehr schöne Porträtaufnahme von 41 352 beim Bekohlen.

Das Kohle-Laden per Kran erscheint mir reichlich provisorisch. Denn dass der Heizer (oder ein anderer Kollege) aufs Dach der Lok klettern muss, um den Kranführer einzuweisen, kann nicht tägliche Praxis bei den damals noch zahlreichen hier behandelten Dampfloks gewesen sein. Da wird wohl die reguläre Bekohlungsanlage vorübergehend außer Betrieb gewesen sein.

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Soweit mein Bericht vom Karsamstag vor 50 Jahren. Vielleicht sind ja noch weitere HiForisti dabei gewesen.

Frohe Ostern und einen schönen Tag noch,
Ulrich B.