Zusammenfassung der Beiträge
Mit HS unterwegs – Bullenjagd in Erkrath, Teil 1 und 2 – Wiederholung

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Mit HS unterwegs – Bullenjagd in Erkrath
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 25.09.2020

Ziemlich genau vor 60 Jahren unternahm HS eine Fototour an die Steilrampe Erkrath - Hochdahl, über die ich am 19.06.2008 erstmals berichtet habe. Ich denke, auch das ist inzwischen lange genug her, um den Beitrag erneut einzustellen. Dazu wurden die Bilder noch einmal überarbeitet und auf die heute bei mir übliche Größe gebracht. Der Text ist dagegen weitgehend der alte.

Informationen über den aktuellen Bahnbetrieb waren damals kaum zu erhalten, aber über die "Bellingrodt-Connection", hochdeutsch auch VdEF genannt, war die Nachricht zu ihm gedrungen, dass eine Lok der Baureihe 85 nach Wt.-Vohwinkel umstationiert worden wäre, um den Schiebedienst in Erkrath zu übernehmen. 85er auf der Höllentalbahn hatte er ja schon fotografiert, aber jetzt ein Bulle aus dem Schwarzwald quasi direkt vor der Haustür – das konnte man sich natürlich nicht entgehen lassen.

Die Steilrampe Erkrath – Hochdahl liegt im Verlauf der Strecke Düsseldorf – Wuppertal und überwindet zwischen diesen beiden Stationen auf ca. 2,5 km Länge einen Höhenunterschied von 82 m, was einer Steigung von 33‰ entspricht. Das ist zwar, verglichen mit anderen Rampen, nicht gerade viel, bedeutete aber zur Dampfzeit eine Hürde, die in der Regel nur mit Hilfe von Schiebeloks überwunden werden konnte. Eine sehr ausführliche und reich bebilderte Abhandlung über diese Strecke findet sich bei Bahnen-Wuppertal, so dass ich mir hier alle weiteren Details erspare.

Am einem Samstag, dem 24.09.60, machte sich HS also auf den Weg – per Bahn von Hattingen aus über Wuppertal-Wichlinghausen und Oberbarmen nach Erkrath, an das untere Ende der Steilstrecke.

Bild 01 

Und, wie bestellt, steht er auch gleich da wie auf dem Präsentierteller: 85 007, der Bulle aus dem Schwarzwald, ins Rheinland nach Vohwinkel versetzt seit dem 20.06.60. Als Vorspann vor einer 50er mit Schürze (was damals allerdings so selten nicht war), scharrt er bereits mit den Hufen, um die Bergfahrt anzugehen.

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Bild 02 

Die nächste Aufnahme auf dem Film zeigt einen weiteren Güterzug, der in Erkrath zur Bergfahrt aufbricht.
An der Zugspitze geben 50 2408 vom Bw Düsseldorf Derendorf und die Vohwinkler 44 1665 Volldampf, um den Zug in Fahrt zu bringen.

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Bild 03 

Zwei Loks vorm Zug sind aber längst nicht genug. Hinten müssen noch die beiden Vohwinkler Kollegen 94 1645 und 85 007 nachschieben, um den schweren Zug die Rampe hinauf zu bringen. Vier Fünfkuppler am Zug – hej, da geht die Post ab!
Und nebenbei: Der erneute Einsatz von 85 007 zeigt, wie intensiv die Schiebeloks auch an einem Samstag eingesetzt wurden.

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Bild 04 

Nach diesen Aufnahmen im Bahnhof Erkrath begibt sich HS an die Strecke, per Pedes natürlich, wobei ihm kurz hinter dem Bahnhof das zurückkehrende Schiebe-Pärchen 94 1645 und 85 007 entgegenkommt.

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Bild 05 

Etwa auf 2/3 Höhe bestand ein schöner Aussichtspunkt auf die Steilstrecke. Als erster Zug kommt ein Bauzug die Rampe herauf, bespannt mit einer V36, die aber leider keines s/w-Bildes für würdig befunden wurde (grrrr...). Interessanter erschien da schon eine Aufnahme der schiebenden 94 1645, wobei der Kranwagen und der teilweise zu sehende Bauzugwagen das eigentliche Motiv ausmachen.

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Bild 06 

Direkt hinterher kommt 38 1714 (Bw Wt. Langerfeld), die ihre sechs Dreiachs-Umbauwagen (N3621 ?) allerdings alleine den Berg hinauf schleppen muss. Aber der Heizer hat sein Feuer gut im Griff, trotz sicherlich großer Anstrengung ist kein Rauchwölkchen zu sehen.

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Bild 07 

Der nächste Zug ist wieder von größerem Kaliber. Die Paderborner 01 080 hat den schweren Militärzug Dm80663 aus Eindhoven am Haken und bekommt selbstverständlich Schubunterstützung. Sieben Altbau-Reisezugwagen sind schließlich auch für eine 01 kein Pappenstiel.

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Bild 08 

Den Nachschub hat wieder 85 007 übernommen. Man beachte auch das Zuglaufschild des letzten Wagens, auf dem man das Enblem der Britischen Rheinarmee erkennt. Der nur teilweise lesbare Laufweg führte von Eindhoven via Dalheim(!), M-Gladbach, Düsseldorf, Wuppertal und Schwerte nach Dortmund.

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Bild 09 

Bergab sind die Zugfahrten naturgemäß nicht so spektakulär, daher gibt es auch nur wenige Aufnahmen von dieser Fahrtrichtung. Aber immerhin, zweimal hat HS auch so draufgedrückt.
Zuerst bei der Langerfelder 38 3510, die einen kurzen und für die Zeit typischen Personenzug am Haken hat, evtl. den P 2328.

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Bild 10 

Gleich hinterher kommt die Derendorfer 50 294 mit einem Güterzug in Richtung Düsseldorf. Schon zu meiner Zeit, also ab Ende der 60er Jahre, waren Schürzenloks der BR 50 höchst selten geworden, am 24.09.60 dagegen noch häufiger vertreten – wenn es sich hier nicht um die aus Vohwinkel zurückkehrende Zuglok von Bild 1 handelt, ist das hier schon die zweite Schürzen-50er an diesem Tag.

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Bild 11 

Das letzte Bild von der Rampe zeigt wieder einen Zug mit Schub. Das Besondere hieran ist aber weniger die schiebende 85er, als vielmehr 38 3406 vom Bw Düsseldorf Hbf (=Abstellbf.), eine der wenigen P8 der BD Wuppertal, die keinen Wannentender besaß. Nachdem alle bisher zu sehenden bergfahrenden Zugloks keine äußeren Anzeichen der Anstrengung in Form von Dampf oder Rauch zeigten, würde ich auch hier nicht voreilig darauf schließen, dass sich die 38er samt Zug allein von dem Schwarzwald-Bullen die Rampe hinauf schieben lässt. Der jedenfalls kachelt hinten richtig rein. Als mögliche Zugnummer wurde seinerzeit N3625 genannt.

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Zum Abschluss gibt's noch zwei Buntbilder.

Bild 12 

Wir kehren zurück zur Situation von Bild 1, wo 85 007 und eine unbekannte 50 im Rbf Erkrath auf Ausfahrt warten. Noch vor einem halben Jahr hätte ich mir nicht träumen lassen, hier im HiFo einmal eine 85er in Farbe zu sehen.

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Bild 13 

Hinten am Zug ein Schiebe-Pärchen, bestehend aus 94 1646 und 50 439, die weitere 10 Treibachsen für die Traktion des schweren Güterzuges bereitstellen.

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Damit geht die Tour vom 24.09.60 nach Erkrath zu Ende. Offensichtlich war HS mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden, so dass 14 Tage später eine weitere Tour nach Erkrath unternommen wurde. Falls ihr des Themas noch nicht überdrüssig seid, könnte ich darüber in einem Fortsetzungs-Beitrag berichten.

Die einschlägig bekannten Experten werden herzlich gebeten, die Angaben zu den Stationierungen zu überprüfen und wenn möglich vielleicht sogar ein paar Zugnummern beizusteuern. Denn leider waren die damaligen Aufzeichnungen, wie bei den meisten von uns in der Anfangszeit, doch etwas lückenhaft.

Ansonsten hoffe ich, dass sich der Härtstropfenbedarf in Grenzen hält.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.

Mit HS unterwegs – Bullenjagd in Erkrath, Fortsetzung
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 28.09.2020

Auch der zweite Teil der Bullenjagd ist textlich weitgehend eine Wiederholung vom 22.06.2008, jedoch mit neu bearbeiteten Bildern.

Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, unternahm HS exakt 2 Wochen später, am 08.10.60, erneut eine Tour nach Erkrath. Ich denke, es lag weniger daran, dass er mit den Aufnahmen vom ersten Ausflug unzufrieden gewesen wäre. Wahrscheinlich war es eher so, dass er jetzt "Blut geleckt" hatte – jedenfalls erging es mir selber so in vielen vergleichbaren Fällen.

Bild 14 

Dieses Mal ging es direkt an die Strecke, und zwar wieder an die aus dem ersten Beitrag bekannte Stelle unterhalb von Hochdahl. Als Erstes kommt die Aachener 38 3149. Bei dem Zug könnte es sich um E347 Aachen – Hagen handeln, der von 85 007 nachgeschoben wird.

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Bild 15 

Der nächste Zug müsste dann E533 sein, bespannt mit 01 055 vom Bw Hagen Eck. Der Zug ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Und was für eine herrliche Wagengarnitur– allein fünf Schürzen-Eilzugwagen hinten den beiden Packwagen. Und erneut gibt der "Bulle aus dem Schwarzwald", 85 007, Schubunterstützung.

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Bild 16 

Da ist er wieder, der "Turbo-Güterzug", bespannt mit vier Fünfachsern, die alle vier ihr Bestes geben. Was muss das für ein akustisches Erlebnis gewesen sein – sicherlich ein Ohrenschmaus erster Güte! Beim Betrachten des Bildes hört man sie förmlich im Schritt-Tempo die Rampe hinauf stampfen.
Hinter der (temporären) Vorspannlok 85 007 ist dieses Mal die Derendorfer 50 302 als Zuglok mit von der Partie ...

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Bild 17 

... während hinten die beiden Vohwinkler Maschinen 94 1646 und 44 1190 kräftig nachschieben.

Bilanzieren wir kurz: 4 Loks von vier verschiedenen Baureihen, 10 Zylinder, die auf insgesamt 20 Treibradsätze einwirken, 356 t Reibungsmasse und, nicht zu vergessen, 8 Mann Personal auf den Loks. Was für ein Aufwand für max. 1500 t Zuggewicht (eher weniger).

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Bild 18 

Und gleich danach noch eine prächtige Zugaufnahme von der Steilrampe, bei der die P8 ausnahmsweise einmal zeigt, dass auch sie kräftig Dampf machen kann. Die führende Lok ist 38 3383 vom Bw Düsseldorf Hbf, während der schiebende Jumbo wohl 44 1190 ist. Bei dem Zug müsste es sich um E4717 handeln.

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Bild 19 

Nachdem die Strecke erfolgreich "abgehandelt" war, ging's noch einmal runter nach Erkrath in den Bahnhof. Gerade verlässt die Langerfelder 38 3409 mit einem Personenzug (2328?) nach Wuppertal den Bahnhof, während auf dem Nebengleis 94 1646 aus Hochdahl von einem Schiebe-Einsatz zurückkehrt.

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Bild 20 

Zum Abschluss gibt's dann noch ein paar Standbilder vom Schwarzwaldbullen 85 007:
Zunächst in nahezu klassischer Bellingrodt-Perspektive mit dem Stellwerk Erkrath im Hintergrund.

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Bild 21 

Sodann etwas spitzer von vorn, so dass auch die alte preußische Kollegin 94 1646 ins Bild kommt.

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Wenn man sich das Bild ganz genau ansieht, entdeckt man ein interessantes Detail: Nämlich ein Drahtseil, das vom Führerhaus über den Wasserkasten am Kessel entlang zu Pufferbohle reicht, wo eine spezielle Schiebekupplung aufgehängt ist. Dazu hatte user 'mhk' im Anschluss an den Ursprungsbeitrag eine Textpassage aus der Zeitschrift Modellbahnen-Welt zitiert, die die ich hier noch einmal wiederholen möchte:

... Auf dem stark ansteigenden Abschnitt zwischen Erkrath und Hochdahl bekam der aus einer 38er ... und etwa 6 B4ywe-Wagen bestehende Eilzug eine 44er als Schiebelok zugeteilt. Die Schiebelok wurde fest, jedoch ohne Druckluft, durch Haken an den letzten Wagen gekuppelt. Bei näherem Hinschauen bemerkte ich ein Stahlseil, das zwischen Kessel und rechtem Windleitblech zum Führerstand führte. Andererseits führte das Seil zu dem als eine Art Klammer ausgebildeten Kupplungshaken. Nachdem nun die Steigung bewältigt war, bewegte sich plötzlich der Seilzug in Richtung Führerstand, und die Kupplung löste sich vom letzten Wagen. Die Lok gab dann ein Pfeifsignal und blieb auf dem gerade durchfahrenen Bahnhof zurück. ....

Bild 21a
Genau solch eine Vorrichtung besitzt auch 85 007. In der Verkleinerung ist dieses Stahlseil nur schwer zu erkennen, so dass ich es hier einmal mit einer weißen Linie markiert habe.

Bis zur Pufferbohle scheint das Seil nur provisorisch über diverse Armaturen und Halter geführt zu sein. Erst auf der Pufferbohle gibt es über dem rechten Puffer einen speziellen Halter, der in einer vergrößerten Detailansicht von der Pufferbohle besser zu erkennen ist.

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Bild 21b
Jetzt sieht man auch die spezielle Schiebekupplung, die im Einsatzfall wohl mit einer der beiden großen Laschen in den Zughaken der 85er und mit dem zangenartigen Teil in den Haken des nachzuschiebenden Zuges gehängt wird. Durch Ziehen am Seil (was ganz schön Kraft erfordert haben muss) kann diese "Zange" geöffnet werden, um die Verbindung zu lösen.

Edit aus Kommentar: Hierbei handelt es sich um die hier beschriebene Kellersche Kupplung.

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Bild 22 

Damit geht die Tour vom 08.10.60 zu Ende. Doch gerade, als HS auf dem Bahnsteig steht, um die Heimreise anzutreten, setzt sich der "Schwarzwald-Bulle" 85 007 erneut hinter einen Güterzug im Nachbargleis, um ihn über den Berg zu bringen. Das führt dann noch zu folgendem Abschiedsfoto.

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Die weitere Einsatzgeschichte der Baureihe 85 beim Bw Vohwinkel zeigt, dass HS gut daran tat, sich schnell und intensiv um das Thema zu kümmern. Denn die Versetzung der 85 007 ins Rheinland währte nur knapp ein Jahr vom 26.6.1960 bis 13.6.1961. Danach war die Herrlichkeit auch schon wieder vorbei; vielleicht ein Grund dafür, dass bisher nur vergleichsweise wenige Aufnahmen aus ihrer Vohwinkler Zeit aufgetaucht sind.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Zugnummern: Ein freundlicher Hobbykollege hat mir ein Kursbuch vom Sommer 1960 ausgeliehen. Unter Berücksichtigung einer realistischen Anreisezeit habe ich versucht, die Zugnummern zu recherchieren, wohl wissend, dass zwischen beiden Touren Fahrplanwechsel war und der 08.10.60 bereits in den Winterabschnitt fällt. Trotzdem, für die zweite Fahrt passt es besser als für die erste. Im ersten Beitrag sind die Zugnummern inzwischen nachgetragen. Also: Feuer frei für die Fahrplanexperten! Ich bedanke mich im Voraus für weitere Aufklärung und/oder Bestätigung.

Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Die erneute Einstellung dieses Beitrags bedeutet nicht, dass ich nun alle alten Beiträge mit Bildern von HS noch einmal einstellen werde. Denn selbstverständlich sind alle Beiträge seit Beginn meiner aktiven Zeit am 10.03.2004 nach wie vor im HiFo sichtbar, mit allen Bildern. Und außerdem sind alle Beiträge zum leichteren Auffinden auch auf meiner Seite in der Hauptrubrik DSO-Beiträge archiviert.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.