Mit diesem Beitrag möchte ich mich für die vielen Glückwünsche und netten Kommentare zu meinem 68sten Geburtstag bedanken, über die ich mich sehr gefreut habe.

68 – das ist wirklich eine schwierige Zahl, wenn man dazu eine passende Loknummer sucht, speziell für einen so auf die Bundesbahnzeit fixierten Zeitgenossen wie mich. Baureihen: nix, Betriebsnummern: einige echte (068) und einige "umme Ecke" (168, 1068 etc.). So bleibt eigentlich nur was anderes als DB und da sind ja wirklich ein paar bemerkenswerte Sachen aufgetaucht.

Ich will mich dem Thema mal über die Jahreszahl nähern.
68 -> 1968 – das Jahr der Veränderungen, des politischen Aufbruchs, in dem Deutschland, ausgelöst durch die Studenten-Unruhen, aus seinem verkrusteten Nachkriegs-Muff gerissen wurde. Nicht alles war gut, was damals passierte. Aber unterm Strich war die dadurch ausgelöste geistig/politische Erneuerung die Basis für eine fortschrittliche, freiheitlich orientierte Gesellschaft, für einen Aufbruch, den man sich heute sehnlichst wieder herbei wünscht.

Das Jahr 1968 hat auch in meiner persönlichen Entwicklung nachhaltige Spuren hinterlassen und weist, bezogen auf mein Hobby, einen wesentlichen Meilenstein auf: Im Nachgang zu meinem 17. Geburtstag konnte ich mir endlich eine vernünftige Kamera zulegen, wenn auch uralt und gebraucht und selbstverständlich ohne Belichtungsmesser, aber immerhin eine Leica mit versenkbarem Normalobjektiv 50mm. Damit waren auch qualitativ zufriedenstellende Aufnahmen möglich.
Jetzt ging's los

Der erste Film mit der neuen Kamera wurde am 26.02.68 bei einem Kurztrip nach Hagen ins Bw Hagen Gbf verschossen. Ein Großteil der dabei entstandenen Aufnahmen ist in der Galerie Das Bw Hagen Gbf und seine G10 auf meiner Seite zu sehen.

Die erste größere Tour mit der Leica in der Fototasche erfolgte am 03.03.68, einem Sonntag. Die Mutter eines Freundes aus der Nachbarschaft konnte dazu überredet werden, uns beide und einen weiteren jungen Eisenbahnfan nach Limburg zu kutschieren, mit weiteren Zwischenstopps auf der Rückfahrt in Koblenz und Köln-Deutzerfeld. Über diese Tour möchte ich heute berichten.

Bild 01 

In Limburg wurde direkt das Bw angesteuert, wo uns eine prächtige Garde von Dampfern vor dem Ringlokschuppen an der hinteren Drehscheibe empfing;
V.l.n.r. schauen aus dem Schuppen: 44 1737, 65 015, 50 2296, 50 1512 und 50 817.

Kommentare

Bild 02 

Von den diversen Einzel- und Kleingruppenaufnahmen dieser Situation erscheint mir das Pärchen mit der Koblenzer 44 1737 und ihrer Neubau-Schwester 65 015 zeigenswert.

Kommentare

Bild 03 

Auch die drei 50er, alle in Limburg beheimatet, wurden als Kleingruppe porträtiert: 50 2296, 50 1512 und 50 817.
Erst viel später sind mir die unterschiedlichen Bauartmerkmale aufgefallen. Man sieht hier geradezu eine Demonstration der Variantenvielfalt – 3 Loks, und alles ist unterschiedlich:
- 3 verschiedene Griffstangen-Anordnungen an der Rk-Tür: 2 Griffe, 1 Griff, kein Griff
- 3 verschiedene Einströmrohre: rund, eckig, gemischt (bei 50 1512)
- 2 verschiedene Rauchkammerträger: offen (50 817), geschlossen
- 3 verschiedene Rangierer-Handgriffe auf der Pufferbohle: klein (50 2296) groß (50 1512), gemischt (50 817)

Kommentare

Bild 04 

Und jetzt kam Bewegung in die sonntägliche Ruhe. Erfreulicherweise brach nun 65 015 zum Dienst auf.
Damit war schon mal eine dieser formschönen Neubau-Tenderloks "im Sack". Aber im Schuppen standen noch zwei weitere.

Kommentare

Bild 05 

Auf unsere vorsichtig vorgetragene Bitte hin, ob man denn nicht vielleicht die eine oder andere 65er aus dem Schuppen fahren könnte, erwies sich der uns als Begleiter zugeteilte Lokführer aus der Bereitschaft als äußerst hilfsbereit. Nein, Fahren ging nicht, da zu wenig Druck auf dem Kessel, aber Herausziehen wäre schon möglich. Also kurzerhand die auf den Freigleisen abgestellte V60 266 angeschmissen und los ging's.

Kommentare

Bild 06 

Am Haken von V60 266 kam nun auch 65 012 ans Tageslicht. Dieses Mal eine Maschine mit Oberflächenvorwärmer.

Kommentare

Bild 07 

Um uns bessere Fotos zu ermöglichen, wurde die V60 abgekuppelt und wieder auf die Drehscheibe gefahren.
65er-Porträt Nr. 2 mit 65 012 vor dem Lokschuppen im Bw Limburg am 03.03.68.

Kommentare

Bild 08 

Auch die andere, im Schuppen stehende 65 wollte uns der freundliche Mann noch herausziehen. Allein, die Feststellbremse machte ihrem Namen alle Ehre: Nach dem Umlegen des Bremshebels im Führerstand löste sich die Bremse nicht wirklich. Nach mehreren Versuchen mit wild durchdrehenden Rädern musste die V60 aufgeben. So blieb uns nichts anderes übrig, als bei geöffnetem Schuppentor eine Frontansicht von 65 014 zu machen.

Kommentare

Bild 09 

Eine weitere lokale Spezialität, auf die wir es abgesehen hatten, waren die Limburger Zigarren, die Akku-Triebwagen ETA176. Leider stand kein einziger dieser Triebwagen fotografierbar im Bw. Lediglich ein Steuerwagen sonnte sich vor dem Triebwagen-Schuppen. Immerhin der Erstling ESA176 001.

Kommentare

Der erste Punkt unserer Tour war damit erfolgreich abgehandelt, nun sollte noch das Bw Koblenz-Mosel folgen.

Bild 10 

Doch zuerst ging es für einen kurzen Abstecher zum Koblenzer Hauptbahnhof, wo wir gerade noch den F22 "Rheinpfeil" mit E10 1265 an der Spitze erwischten.

Kommentare

Bild 11 

Auch im Bw Koblenz-Mosel verlief die Anmeldung problemlos und den Auftakt machten wieder einige Loks, die aus dem Schuppen schauten.
Hier waren es 82 020 vom Bw KoMo und 44 1274 vom Bw Ehrang.

Kommentare

Bild 12 

Jetzt galt es allerdings zuerst einmal, sich dem Geschehen auf den Freigleisen zu widmen, wo gleich drei Hochhaxige aus Trier mit den Hufen scharrten:
01 123 war gerade hereingekommen.

Kommentare

Bild 13 

Der Umstand, dass 01 123 noch komplett beschildert war, veranlasste mich trotz des schwächelnden Lichts zu einer Nahaufnahme des Führerhauses.

Kommentare

Bild 14 

Zwei Gleise weiter stand 01 047 in der eher seltenen Ausführung komplett ohne Schürze ...

Kommentare

Bild 15 

... und direkt daneben 01 051.

Kommentare

Bild 16 

Auf 01 047 tat sich etwas und tatsächlich, kurz darauf setzte sie zurück auf die Drehscheibe.

Kommentare

Bild 17 

Auch 01 051 rollte mit geöffneten Zylinderhähnen auf die Scheibe und machte sich auf den Weg zum Hauptbahnhof – gab es da vielleicht eine Vorspannleistung?
Und entdeckt jemand die Bauart-Besonderheit bei dieser Maschine?

Kommentare

Bild 18 

Nachdem nun wieder etwas Ruhe eingekehrt war, konnten wir uns der vor einem Hilfszugwagen stehenden 82 004 annehmen. Leider war eine andere Ansicht als fast seitlich von hinten nicht möglich, noch dazu von der "dunklen Seite".

Kommentare

Eine 82 in ganzer Schönheit hätten wir nun aber doch gerne gehabt. Also wieder lieb gefragt und wieder auf einen verständnisvollen Begleiter gestoßen.

Bild 19 

Als Rauszieh-Lok diente der Hofhund des Bw KoMo, eine Kleinlok der Leistungsgruppe I, Kö 0233.

Kommentare

Bild 20 

Offensichtlich war 82 020 besser in Schuss als die 65 014 in Limburg. Denn die kleine Kö 0233 hatte keine Schwierigkeiten, die große Tenderlok aus dem Schuppen zu ziehen.

Kommentare

Bild 21 

Auch hier hieß es wieder: Abkuppeln und Zurücksetzen für das Foto-Shooting mit 82 020 und dann wieder zurück mit der Lok in den Schuppen.

Kommentare

Bild 22 

Vor der Triebwagenhalle gab es noch den am Wochenende beschäftigungslos abgestellten ET85 29 zu sehen. Abgebügelt und eingekeilt zwischen anderen Fahrzeugen eher schlecht zu fotografieren - aber was soll's, so ein Triebwagen-Urgestein musste natürlich auf jeden Fall auf den Film.

Kommentare

Obwohl sich das Wetter inzwischen merklich verschlechtert hatte, wurde noch ein drittes Bw angefahren: Köln-Deutzerfeld - das lag ja quasi am Wege.
Einige Bilder von diesem Besuch am 03.03.68 habe ich bereits früher in meinem DSo-Beitrag High-Wheels in Deutzerfeld – die schwarz/weiße Phase gezeigt.

Bild 23 

Auch die Gremberger 55 2993 war schon dabei, hier aber in einer etwas anderen Ansicht.

Kommentare

Bild 24 

Eine Bild-Wiederholung ist dagegen die Aufnahme der Gladbacher 03 260 neben ihrer großen Schwester aus Trier in Gestalt von 01 059.

Kommentare

Mit dem Besuch in Deutzerfeld ging eine insgesamt recht ergiebige Tour zu Ende. Und dank neuer alter Kamera war auch das fotografische Ergebnis zufriedenstellend, trotz der zum Schluss immer tristeren Lichtverhältnisse.

Einen schönen Tag noch,
Ulrich B.

Ergänzung zur Frage nach der Bauart-Besonderheit bei 01 051

Klaus hat es richtig erkannt: Die Bauartbesonderheit (jedenfalls die, die ich meinte) bei 01 051 ist die eckige Einhausung des Ausschnitts im seitlichen Laufblech für die Durchführung des Steuerstangenhebels.
Diese Ausführung gab es nur bei 01 077 bis 081 und eben bei 01 051.

Besser zu sehen ist das natürlich auf einer Aufnahme ohne Dampf.

Bild 25 

Bild 25
01 051, Bw Koblenz Mosel am 03.03.68.

Kommentare