Solange man noch die Schulbank drückte, waren die Osterferien die erste Gelegenheit im Jahr für eine ausgedehnte mehrtägige Eisenbahntour. Wie man an weiteren Beiträgen hier im Forum sieht, haben auch andere Hobbykollegen das so gehalten, u.a.
Klaus Groß: Südost-Niedersachsen-Tour, Osterferien 1969, Teil 1 bis 3
Ich selbst hatte das erstmals 1968 mit einer fünftägigen Fahrt nach Hamburg "erprobt" – siehe die Galerien
Ostertour 1968 nach Hamburg – Teil 1 und Teil 2 in der Bundesbahnzeit
und zugehörige Beiträge im HiFo:
Ostertour nach Hamburg – 1968 vom 19.09.2016, sowie
Gestern vor 50 Jahren – Rheine zum Ersten vom 23.04.2018.
In den Osterferien 1969 sollte es nun nach Süden gehen; zu den P8, die inzwischen nur noch in der BD Stuttgart in nennenswertem Umfang im Planeinsatz standen. Heilbronn kannte ich schon vom Vorjahr, daher waren Tübingen und Rottweil gesetzt.
"Ab nach Tübingen" lautete somit das Motto, das in meinem Wuppertaler Freundeskreis spätestens ab dem Jahreswechsel 68/69 unsere Eisenbahn-Phantasien beflügelte. Aber wie das so ist: der Appetit kommt beim Essen. Je konkreter die Pläne wurden, umso länger wurde die Fahrtroute. Schließlich wurde eine regelrechte Süddeutschland-Rundfahrt daraus, mit Hof als zweitem Schwerpunkt. Die Menge der entstandenen Aufnahmen lässt mir allerdings keine andere Wahl, als diese Beitragsserie auf den ersten Schwerpunkt Tübingen zu begrenzen.
Leider ließ sich eine Fahrt per Auto, wie ursprünglich vorgesehen, nicht realisieren. Wir mussten also die Bahn nehmen. Das war ja nun grundsätzlich auch nicht schlecht, beschränkte aber die Mobilität vor Ort doch sehr. Zusammen mit dem anfangs sehr unbefriedigenden Wetter führte das dazu, dass überwiegend Aufnahmen in den diversen Bws entstanden – aber die haben ja auch ihren Reiz.
Gerne hätte ich jetzt ein Bild der damals ausgestellten Fahrkarte gezeigt, die überraschenderweise nicht wesentlich mehr kostete, als eine normale Rückfahrkarte nach Rottweil. Mit diversen Raumbegrenzungsnummern, die herauszufinden fast eine halbe Stunde in Anspruch nahm, wäre das sicher ein interessantes Zeitdokument gewesen. Aber leider habe ich weder die Fahrkarte noch andere Reiseunterlagen aufbewahrt – da waren andere HiFo-Kollegen weitsichtiger.
Frühmorgens, am Sonntag 23.03.69, der Start in Wuppertal-Oberbarmen, zusammen mit drei Freunden. Die erste Etappe ging bis Koblenz, wo eine Stunde und 20 Minuten für einen ersten Zwischenstopp eingeplant waren. Welcher Wahnsinn uns damals getrieben hat, diese reichlich kurze Zeit für einen Besuch im Bw Koblenz-Mosel zu nutzen, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Zumal das Wetter geradezu unterirdisch schlecht war, so dass überhaupt nur drei Aufnahmen dort entstanden.
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Fazit des ersten Tages: Bahnfahrt mit 5x Umsteigen problemlos, alle Züge pünktlich. Wetter grausig; Fotos nur als Beweisbilder brauchbar.
Der 24.03.69 sollte eigentlich der erste richtige Fototag sein und komplett in Heilbronn verbracht werden. Leider hatte der Wettergott kein Einsehen mit uns und der Tag war genauso grau und wolkenverhangen wie der Anreisetag.
Bild 08 |
Ohne Licht vorm Schuppen: 064 419, mit großen Lampen, aber immer noch mit aufgemalter neuer Nummer, was vor allem vorne an der Rauchkammer einfach nur schlecht aussah. |
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Bild 11 |
Zu den "früh verblichenen" 23ern zählt die Crailsheimer 23 068, die angeblich trockengeheizt wurde und nur knapp einem Kesselzerknall entging – siehe DSo-Beitrag Frage zu 23 068. Die Z-Stellung erfolgte jedenfalls am 12.03.69, also 12 Tage vor unserem Besuch. |
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"Neuer Tag, neues Glück" ... das galt leider nicht für das Wetter – am 25.03. war es eher noch schlechter als am Vortag.
Nach einem freudlosen Vormittag im Bw brachen wir die Zelte in Heilbronn ab und machten uns auf den Weg nach Horb, wo wir in der Jugendherberge zu übernachten gedachten.
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Nach einer kalten Nacht in der JH Horb fuhren wir gleich weiter nach Rottweil, womit wir nun am 26.03.69 endlich unser Zielgebiet erreicht hatten.
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Bild 18 |
Nun ja, für Standaufnahmen reichte es. Zunächst für die 38 2357, die zwei Loklängen vor der 3551 seitlich des Schuppens stand. |
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Bild 20 |
Ein letztes Bild aus Rottweil zeigt 38 2770 vor dem P 1983, mit dem wir um 13:11 Uhr zurück nach Horb fuhren. |
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Bild 21 |
In Horb kamen wir zeitig genug an, um den N 1928 aus Böblingen abzupassen, der mit der Tübinger 38 3970 bespannt war. |
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Bild 23 |
Neben dem Schuppen im Bw Horb stand 44 463, leider bei den dort herrschenden Platzverhältnissen viel zu groß, um komplett ins Bild zu passen. |
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Nach der Übernachtung in Tübingen ging es am nächsten Morgen voller Tatendrang ins Bw Tübingen. Aber auch am 27.03.69 waren die Lichtverhältnisse weiterhin derart erbärmlich, dass keine vorzeigenswerten Aufnahmen dabei herauskamen. Ich beschränke mich deshalb hier auf zwei exemplarische Bilder.
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Bild 25 |
Ich beende den heutigen Beitrag mit dem Bild der 38 2242, aufgenommen am 27.03. mit dem P 1988 nach Rottweil an der Bw-Zufahrt in Tübingen. |
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Nach diesem, alles in allem doch ziemlich frustrierenden Auftakt unserer Ostertour 1969 konnte es eigentlich nur noch besser werden. Und tatsächlich, in den Folgetagen hellte der Himmel zunehmend auf, so dass wir doch noch auf unsere Kosten kamen.
Und wenn ich jetzt nicht für das "Schlecht-Wetter Festival" abgestraft werde, hätte ich noch zwei Fortsetzungen im Köcher.
Wie wärs damit ?
Im ersten Teil – siehe HiFo-Beitrag Ab nach Tübingen – Ostertour 1969, Teil 1 – hatte ich über die Planung und die ersten Tage meiner Ostertour 69 berichtet, die von frustrierend schlechtem Wetter geprägt waren. Aber wir gaben die Hoffnung auf eine Wetterbesserung nicht auf und tatsächlich ließ sich am 28.03.69 erstmals ganz zart die Sonne hinter den Wolken sehen.
Nach dem verdorbenen Donnerstag waren auch der Freitag und Samstag noch voll für Tübingen verplant. Nach Anmeldung in der Lokleitung durften wir uns wie schon am Vortag frei und ohne "Aufpasser" im Bw-Gelände bewegen. Na, dann mal ran an die Loks.
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Bild 27 |
64 250, die kannte ich doch noch aus Aalen – Schwabendampf vor 40 Jahren. |
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Bild 28 |
Auch (relativ) moderne Fahrzeuge wurden nicht verschmäht. Wie z.B. der in Tübingen beheimatete 427 103. |
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Bild 29 |
Das Gleiche galt für 456 103. Für die Triebwagen galt das Tübinger "Alte-Nummer Gebot" offenbar nicht ;-) |
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Bei der Rottweiler 38 3057 dagegen das gewohnte Bild: Wannentender und alte Nummer. |
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War das der Durchbruch? Als 38 3958 vom Kanal auf die Drehscheibe zurücksetzte, war zum ersten Mal auf dieser Tour ein Hauch von Licht zu erkennen. |
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Bild 33 |
Diese erfreuliche Entwicklung wurde sogleich für eine Führerhaus-Aufnahme von 38 3958 genutzt. |
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Bild 39 |
Nachdem sich die 50 2953 "vom Acker" gemacht hat, war auch eine Schrägansicht der Rottweiler 38 3057 von vorn möglich. |
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Bild 41 |
Das Bw Tübingen hatte auch eine durchaus große und stattliche Bekohlungsanlage, unter der 64 289 ihre Vorräte ergänzte. |
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Bild 42 |
Zurück an den Sand, wo sich mit 38 2259 eine weitere, für mich neue P8 eingefunden hatte. |
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Bild 43 |
Die mittägliche "Beinah-Parallel-Ausfahrt" in Tübingen eröffnete 38 3057 mit dem P 1988 nach Rottweil. Tübingen ab 12:16 Uhr. |
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Bild 47 |
Etwas später kam 38 3509 aber auch so ans Tageslicht und wurde neben 38 3559 gestellt, die ebenfalls mit großen Lampen bestückt war. |
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Dieses kleine Schmankerl am Ende des Tages war ein netter Ausklang des 28.03.69, an dem die Stimmung angesichts sich des langsam verbessernden Wetters und der reichen Foto-Ausbeute deutlich gestiegen war. Am nächsten Tag sollte es sogar richtig sonnig werden – aber davon berichte ich erst im nächsten Teil.
Für unsere Ostertour vor 50 Jahren waren die beiden Wochen vor Ostern eingeplant, und von denen war die erste Woche nun schon fast gelaufen. Der Schwerpunkt in dieser ersten Woche lag auf den P8 der Bw Rottweil und Tübingen, wo die alten Preußen noch in größerer Stückzahl im täglichen Einsatz standen.
Bevor ich mit meinem Reisebericht fortfahre, hier noch die Links zu den bisherigen Beiträgen:
- Ab nach Tübingen – Ostertour 1969, Teil 1, Anreise und erste (Schlechtwetter-) Eindrücke in Rottweil und Tübingen.
- Ab nach Tübingen – Ostertour 1969, Teil 2, Tübingen, 28.03.69, der zweite Tag im P8-Mekka.
Weiter gehts mit dem 29.03.69, einem Samstag, der wieder ganztägig im Bw Tübingen und an den daran vorbeiführenden Strecken verbracht wurde. Am Freitag hatte es ja schon erste Aufhellungen beim Wetter gegeben, sodass wir voller Hoffnung auf bessere Fotomöglichkeiten zum Bw marschierten. Von Sonnenschein konnte zwar noch keine Rede sein, aber es war schon deutlich heller als an den Vortagen.
Bild 50 |
Vor dem Schuppen das übliche P8-Gedränge: 38 3553 vor ihren Schwestern 38 3559 und 38 3650. |
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Bild 53 |
In der Ansicht von hinten wird deutlich, dass 64 518 hinten mit einem Scheibenrad-Nachläufer ausgestattet war. |
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Bild 56 |
Direkt vorm Schuppen jetzt "nur" ein P8-Tripel, bestehend aus den Tübinger 38 3553 und 38 3477, sowie der Rottweiler 38 2770. |
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Bild 57 |
Und wo sie so schön von der Sonne beleuchtet wird, kommt auch 38 3553 zum wiederholten Mal auf den Film. |
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Bild 58 |
Na logisch. Als 38 3650 mit dem P 2370 gen Sigmaringen dampfte, hatte sich die Sonne bereits wieder hinter den Wolken verzogen. |
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Bild 59 |
Also zurück ins Bw und weiter Standaufnahmen gemacht. Mit einer großen Lampe die Tübinger 50 443. |
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Bild 60 |
Sodann, mit einem Hauch von Sonne, eine Vierer-Garde P8 plus 50; von vorn nach hinten: |
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Ein entsprechendes Bild hat mein Freund und damaliger Begleiter Helmut W. ja bereits in seiner Ergänzung zum 2. Teil meines Reiseberichts angehängt. Er mit Normalobjektiv und etwas näher heran gebratzt, ich dagegen mit Weitwinkel, aber so schief, dass ein rechteckiges Ausschneiden nach dem Geradedrehen nicht mehr möglich war.
Mit diesem typischen Tübingen-Bild möchte ich die Berichterstattung über Samstag, den 29.03.69 abschließen. Dank des stetig besser gewordenen Wetters hatten wir endlich die erhofften P8-Aufnahmen im Kasten. Ja, so hatten wir uns das 38er Getümmel in Tübingen vorgestellt.
Aber noch war ja nicht aller Tage Abend. Am Sonntag war zwar die Weiterfahrt nach Aalen über Ulm vorgesehen, aber vormittags wollten wir ein letztes Mal ins Bw Tübingen.
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Bild 65 |
Selbst eine noch ziemlich neue Kleinlok in Gestalt der 333 010 wurde auf den Film gebannt. |
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Bild 66 |
Nun tat sich etwas bei den Dampfern und 38 3477 – die mit den großen Lampen – brach auf zum Dienst. |
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Bild 68 |
Acht Minuten später folgte E4565 nach Horb, bespannt mit der eben noch im Bw aufgenommenen 38 3477. |
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Bild 69 |
Vor dem Schuppen stand jetzt auch 38 3559 frei und glänzend im Sonnenlicht – eine weitere P8 mit großen Lampen. |
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Bild 71 |
Die 64 289 stand so perfekt im Licht, dass hier eine meiner besten Porträt-Aufnahmen von einer Lok der Baureihe 64 mit alter Nummer entstand. |
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Bild 72 |
Das Gleiche gilt für 50 1681, hier sogar mit optimaler Stangenstellung à la Carl dem Großen. |
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Bild 73 |
Last not least der Zahnrad-Schienenbus 797 902 mit passendem Steuerwagen 997 602. |
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Jetzt wurde es so langsam Zeit zum Aufbruch, der in dem glücklichen Gefühl erfolgte, nach anfänglicher Durststrecke doch noch zu dem erhofften Ergebnis gekommen zu sein. Mit 38 1772, 2242, 2259, 2357, 2366, 2383, 2770, 3057, 3074, 3156, 3477, 3509, 3551, 3553, 3559, 3567, 3650, 3711, 3958 und 3970 hatten wir immerhin 20 verschiedene 38er vor die Flinte bekommen, davon 17 unter Dampf. Neben vielen Standaufnahmen waren sogar einige Zugaufnahmen geglückt. Aber damit war auch völlig klar: Hier musste man noch einmal hin, was denn auch bereits im Sommer des gleichen Jahres erfolgte – siehe Beitrag Alte Preußen in der Bundesbahnzeit mit Verweis auf die neue Galerie in der Bundesbahnzeit Württemberg-Hohenzollern – die letzte Hochburg der alten Preußen.
Der zweite Teil unserer Ostertour von Tübingen über Ulm, Aalen, Crailsheim und Nürnberg nach Hof, sowie die Rückreise über Lichtenfels, Coburg und Schweinfurt nach Wuppertal ist ein eigenes Thema, das ich jetzt erst einmal zurückstelle, zumal mein Reisebericht ja ohnehin nur auf begrenztes Interesse stößt.
Einen schönen Tag noch und mit den besten Wünschen für ein frohes Osterfest,
Ulrich B.